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Die Zukunft rechnet anders: Quantencomputer und das Ende klassischer Grenzen

Aktualisiert: 26. März

Eine Analyse der aktuellen Trends in der Welt der Quantencomputer und welche Auswirkungen, das auf Digitalisierung und Künstliche Intelligenz haben wird.


Im Bild ist ein IBM Quantum System One zu sehen, ein früher kommerzieller Quantencomputer in einem kryogen gekühlten Gehäuse. Solche Systeme markieren um 2025 den Stand der Technik und zeigen die rasanten Fortschritte in der Quantenhardware.
Im Bild ist ein IBM Quantum System One zu sehen, ein früher kommerzieller Quantencomputer in einem kryogen gekühlten Gehäuse. Solche Systeme markieren um 2025 den Stand der Technik und zeigen die rasanten Fortschritte in der Quantenhardware.

Quantencomputer galten lange als schwer greifbare Vision aus der Welt der Physik – komplex, kühl und voller Ungewissheit. Doch sie verlassen zunehmend die Labore und versprechen eine Revolution in Medizin, Logistik, Klimaforschung und künstlicher Intelligenz. Was bisher unlösbar schien, wird greifbar. Dieser Bericht analysiert verständlich und vorausschauend, wie Quantenrechner unsere Welt verändern könnten – und was das für unser tägliches Leben und Arbeiten bedeutet.


Im Jahr 2025 steht das Quantencomputing an der Schwelle vom Forschungsprojekt zur angewandten Zukunftstechnologie. Ein Quantencomputer arbeitet anders als ein klassischer Computer: Wo herkömmliche Bits nur 0 oder 1 speichern können, nutzt ein Quanten-Bit – ein sogenanntes Qubit – quantenmechanische Effekte und kann gewissermaßen 0 und 1 gleichzeitig sein. Man kann sich das vereinfacht so vorstellen, als ob ein Qubit viele Möglichkeiten parallel durchspielt, während ein normales Bit immer nur eine Möglichkeit nach der anderen ausprobiert. Durch dieses Prinzip steigt die Rechenleistung eines Quantencomputers exponentiell mit der Zahl seiner Qubits – schon einige Dutzend Qubits können mehr Zustände repräsentieren, als es Atome im Universum gibt. Das macht Quantencomputer prinzipiell unglaublich leistungsfähig für bestimmte Aufgaben. Allerdings sind diese Maschinen 2025 noch in einem frühen Stadium: Qubits sind extrem empfindlich und verlieren ihre Quanteneigenschaften schnell durch Störungen (das sogenannte „Rauschen“). Deshalb müssen Quantencomputer bei tiefen Temperaturen betrieben und gegen Erschütterungen und elektromagnetische Einflüsse abgeschirmt werden. Viele Prototypen befinden sich noch in Laboren oder Testumgebungen. Die grundlegende Funktionsweise ist aber demonstriert, und erste einfache Quantencomputer sind über Cloud-Dienste bereits zugänglich. Unternehmen wie IBM, Google oder Intel haben Quantenchips entwickelt, die Dutzende bis Hunderte Qubits umfassen. Noch gelingt es 2025 keinem dieser Systeme, alle herkömmlichen Computer auszustechen – man spricht vom sogenannten NISQ-Zeitalter, in dem Quantencomputer zwar existieren, aber noch fehleranfällig und begrenzt einsetzbar sind. Doch die Welt steht an einem Wendepunkt: Ähnlich wie bei den Anfängen der klassischen Computer in den 1940er-Jahren erwarten viele, dass aus den raumgroßen Experimenten von heute in einigen Jahren leistungsfähige Werkzeuge für verschiedenste Anwendungen werden.


Ausgehend von diesem Stand im Jahr 2025 vollzieht sich bis 2035 eine stürmische Entwicklung. Die Hardware verbessert sich Schritt für Schritt: 2022 stellte IBM mit „Osprey“ einen Quantenprozessor mit 433 Qubits vor und plante bereits Systeme mit über 1000 Qubits für die nächsten Jahre. Ziel der Entwickler ist es, Quantencomputer mit Fehlerkorrektur zu bauen, sodass Qubits dauerhaft stabile Berechnungen ausführen können. Experten schätzen, dass gegen Ende der 2020er-Jahre die ersten fehlertoleranten Quantencomputer betrieben werden könnten. Das würde bedeuten, dass Quantenrechner dann nicht mehr bei jedem Rechenschritt Fehler anhäufen und somit über lange Zeit zuverlässig rechnen – eine Grundvoraussetzung, um wirklich schwierige Probleme zu lösen. Die Optimisten in der Branche gehen davon aus, dass innerhalb des kommenden Jahrzehnts Quantencomputer einen Quantenvorteil bei praktischen Aufgaben erreichen: Also Probleme lösen, die selbst die besten klassischen Supercomputer nicht mehr bewältigen können. Einige Unternehmen visieren dieses Ziel um 2030 an . In der Praxis dürfte der Übergang fließend sein: Zunächst werden Quantencomputer klassische Hochleistungsrechner bei bestimmten Spezialaufgaben merklich beschleunigen – man spricht hier auch vom Erreichen eines „Quantum Advantage“. Später, mit tausenden oder gar Millionen funktionsfähigen Qubits, könnten sie in Bereichen rechnen, die klassischen Computern vollkommen verschlossen bleiben. Die Roadmaps der führenden Entwickler sind ehrgeizig: IBM beispielsweise hat angekündigt, innerhalb von etwa zehn Jahren Quantenprozessoren mit über 100.000 Qubits zu bauen. Google wiederum peilt langfristig sogar Millionen Qubits an. Auch wenn diese Zahlen visionär klingen, verdeutlichen sie die Richtung – nämlich eine rasant steigende Leistungsfähigkeit. Bis 2035 ist daher zu erwarten, dass Quantencomputer vom experimentellen Gerät zu einem wichtigen Bestandteil der Technologielandschaft gereift sind.


Mit der technischen Reife kommt auch die schrittweise Verbreitung von Quantencomputern in Industrie und Gesellschaft. Zunächst werden es vor allem große Unternehmen, Forschungsinstitute und Start-ups sein, die Quantenrechner einsetzen – meist über Cloud-Zugang, ohne selbst einen solchen komplexen Kühlschrank-Apparat im Keller stehen zu haben. Schon 2025 gibt es Dienste, bei denen Firmen über das Internet auf Quantenhardware zugreifen können. In den folgenden Jahren entstehen immer mehr spezialisierte Quanten-Start-ups, Kooperationen zwischen Hochschulen und Tech-Konzernen und sogar staatlich geförderte Quantenrechenzentren. Die hohen Investitionen zeigen Wirkung: Jahr für Jahr finden Forscher neue Wege, mehr Qubits zu verschalten, die Fehlerraten zu senken und Algorithmen zu verbessern. Dadurch wächst allmählich das Spektrum der praktischen Aufgaben, die ein Quantencomputer schneller oder besser lösen kann als ein herkömmlicher Rechner. Zunächst sind es Nischenprobleme, doch bis 2035 zieht das Quantencomputing in verschiedenste Wirtschaftsbereiche ein – oft unbemerkt im Hintergrund, aber mit spürbaren Effekten. Ähnlich wie heute schon Künstliche Intelligenz in vielen Produkten steckt, ohne dass der Endnutzer dies direkt sieht, werden Quantencomputer in den kommenden Jahren als Beschleuniger für bestimmte rechenintensive Aufgaben dienen.


Ein Bereich, in dem Quantencomputer voraussichtlich groß herauskommen, ist die Logistik. Schon die Routenplanung für Lieferwagen oder die Steuerung von Warenströmen in globalen Lieferketten erfordert enorm viel Rechenaufwand, weil es unzählige mögliche Wege und Kombinationen gibt. Quantencomputer können solche Optimierungsprobleme erheblich schneller durchrechnen, indem sie viele Alternativen simultan berücksichtigen. Bereits 2019 zeigte ein Pilotprojekt von Volkswagen, wie ein Quantenalgorithmus den Verkehr von Bussen in Lissabon optimieren kann . Damals wurden in einem Feldversuch die Fahrtrouten von neun Stadtbussen in Echtzeit so berechnet, dass Staus umfahren und Fahrzeiten verkürzt wurden – etwas, das mit herkömmlichen Methoden viel länger gedauert hätte. In den folgenden Jahren experimentierten immer mehr Unternehmen mit ähnlichen Anwendungen. Um 2025 sind diese Versuche noch auf wenige Fahrzeuge oder vereinfachte Modelle begrenzt, aber bis 2035 könnte sich das ändern: Mit leistungsfähigeren Quantencomputern ließen sich die Routen ganzer Lieferflotten oder sogar das Verkehrsmanagement in Städten optimieren. Ein Quantencomputer könnte zum Beispiel in Sekundenbruchteilen Millionen von möglichen Fahrzeugrouten durchrechnen und die optimale Verteilung wählen . Für Logistikunternehmen bedeutet das, dass Lkw und Schiffe mit minimalem Umweg fahren, Lagerhäuser im richtigen Moment beliefert werden und insgesamt Zeit, Treibstoff und Kosten gespart werden. Erste Auswertungen deuten darauf hin, dass Firmen durch quantum-optimierte Routenplanung und Lieferketten spürbare Einsparungen erzielen können – in einigen Tests war von bis zu zweistelligen Prozentwerten die Rede, was Kosten und Emissionen angeht. Bis 2035 ist es denkbar, dass große Versandhändler oder Supermarktketten Quantenrechner zur täglichen Planung einsetzen. Die Verbraucher würden das indirekt merken: Lieferungen treffen verlässlicher pünktlich ein, Produkte sind seltener ausverkauft, und vielleicht sinken sogar Preise, weil effizienter verteilt wird.


Ähnliche Vorteile werden in der Pharmaforschung erwartet. Die Entwicklung neuer Medikamente ist heute extrem aufwändig und teuer, unter anderem weil die Wechselwirkungen von Molekülen im Körper schwer vorherzusagen sind. Quantencomputer versprechen hier einen Quantensprung (im wahrsten Sinne): Da chemische Prozesse selbst Quantenphänomene sind, können Quantenrechner Moleküle und Reaktionen viel genauer simulieren als klassische Computer. 2025 laufen bereits erste Experimente, bei denen Quantencomputer genutzt werden, um etwa die komplexe Faltung von Proteinen oder die Bindung von Wirkstoffmolekülen an ihr Ziel im Körper vorherzusagen. So hat zum Beispiel eine Kooperation des französischen Start-ups Pasqal mit Qubit Pharmaceuticals gezeigt, dass man mit hybriden Quanten-Klassik-Algorithmen die Rolle von Wassermolekülen in der Tasche eines Proteins berechnen kann – etwas, das mit klassischen Methoden nur sehr ungenau oder langsam ginge. Die Quantenalgorithmen testen dabei unzählige Anordnungen von Wassermolekülen in einem Protein gleichzeitig durch und liefern so ein präziseres Bild der Bindungsstellen. Solche Informationen fließen dann in KI-Systeme ein, welche die geeignetsten Molekülstrukturen für ein neues Medikament vorschlagen. Bis 2035 dürften diese Ansätze massiv an Bedeutung gewinnen. Pharmaunternehmen könnten Quantencomputer einsetzen, um tausende virtuelle Wirkstoffe zu prüfen, bevor überhaupt das erste Mal im Labor pipettiert wird. Dadurch verkürzt sich die Zeit von der Wirkstoffidee bis zum fertigen Medikament. Krankheiten, die heute schwer zu behandeln sind, könnten so schneller bessere Therapien erhalten. Quantum Computing erlaubt es, die Eigenschaften von Molekülen – zum Beispiel Stabilität, Bindungsstärke oder mögliche Nebenwirkungsprofile – rasch zu berechnen. In Kombination mit der Kreativität der Chemiker und der Mustererkennung durch KI könnte die Medikamentenentwicklung dadurch effizienter und zielgerichteter werden. Für die Gesellschaft bedeutet das langfristig eine schnellere Verfügbarkeit neuer Arzneien und möglicherweise auch individuellere Medizin, wenn Wirkstoffe gezielt für bestimmte Patientengruppen designt werden.


Auch in der Klimaforschung und beim Kampf gegen den Klimawandel wird Quantencomputing voraussichtlich wichtige Impulse liefern. Klimamodelle sind ungemein komplex: Sie berücksichtigen unzählige Einflussfaktoren, von physikalischen Gleichungen für Atmosphäre und Ozeane bis hin zu Emissionsszenarien. Selbst die leistungsstärksten Supercomputer stoßen hier oft an Grenzen, wenn sehr feine Auflösungen oder viele Variablen berechnet werden sollen. Quantencomputer könnten helfen, bestimmte Teilprobleme schneller zu lösen – zum Beispiel die Simulation von chemischen Reaktionen in der Atmosphäre oder die Optimierung von Klimaschutzmaßnahmen. Ein konkretes Feld ist die Materialforschung für klimafreundliche Technologien: Um etwa bessere Batterien für die Speicherung von Solar- und Windenergie zu entwickeln, muss man neue Materialien mit hoher Energiedichte finden. Die Modellierung solcher Materialien auf atomarer Ebene ist enorm anspruchsvoll und gehört zu den Aufgaben, bei denen Quantenrechner ihre Stärken ausspielen können. Mit ihrer Hilfe ließe sich etwa die Supraleitung in Materialien besser verstehen oder Katalysatoren für die CO₂-Abscheidung effizienter entwerfen. Das könnte dazu führen, dass wir bis 2035 verbesserte Energiespeicher oder effektivere Technologien zur CO₂-Reduktion haben, die in klassischen Simulationen kaum zu entdecken gewesen wären. Darüber hinaus kann Quantencomputing die Optimierung von Energiesystemen unterstützen: Etwa die Verteilung von Strom in intelligenten Netzen, die Steuerung von Ladesäulen für E-Autos oder die Planung von klimafreundlicher Mobilität in Städten. All diese Aufgaben beinhalten komplexe Optimierungen unter variierenden Bedingungen – genau das, was Quantenalgorithmen gut können. So könnte ein Quantencomputer gleichzeitig die Schwankungen von Angebot und Nachfrage im Stromnetz durchrechnen und die beste Nutzung von Speichern und Kraftwerken ermitteln. Insgesamt sehen Fachleute in Quantencomputern ein Werkzeug, das helfen kann, die Wirtschaft klimaneutraler zu machen, indem es neue Lösungen auffindet und die Effizienz steigert. Zwar werden sie allein nicht das Klima retten, aber sie erweitern das Arsenal an Technologien, mit denen die Klimaziele vielleicht doch erreicht werden können.


Im Finanzwesen sind die Erwartungen ebenfalls hoch. Banken und Versicherungen arbeiten mit riesigen Datenmengen und komplexen Modellen – sei es bei der Bewertung von Finanzprodukten, der Risikoberechnung oder der Betrugserkennung. Einige dieser Probleme lassen sich auf mathematische Optimierungen oder Simulationen zurückführen, bei denen Quantencomputer ihre Vorteile ausspielen können. So hat man herausgefunden, dass bestimmte Algorithmen für Quantencomputer (etwa Varianten der Monte-Carlo-Simulation) genutzt werden können, um Finanzrisiken schneller zu berechnen. Große Investmentbanken wie JPMorgan Chase oder Goldman Sachs haben bereits um 2025 eigene Teams, die an Quantum-Computing-Lösungen arbeiten. Erste Machbarkeitsstudien zeigen zum Beispiel, dass die Berechnung der optimalen Zusammensetzung eines Anlageportfolios mithilfe von Quantenalgorithmen beschleunigt werden kann . Der Vorteil liegt wieder darin, dass ein Quantencomputer viele mögliche Kombinationen parallel prüfen kann. Für die Finanzbranche bedeutet das perspektivisch, dass komplexe Optimierungen – etwa die Abstimmung von Tausenden von Anlageentscheidungen oder die Simulation von Marktszenarien – schneller durchgeführt werden können als je zuvor. Ein Trader im Jahr 2030 könnte zum Beispiel Quanten-Rechenkraft nutzen, um in Sekundenbruchteilen die Auswirkungen einer Nachricht auf ein großes Portfolio durchzuspielen, was ihm einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz verschafft. Auch im Risikomanagement könnten Quantencomputer helfen, etwa um die Stabilität von Banken in Stresssituationen präziser zu simulieren. Daneben spielt das Thema Kryptographie in der Finanzwelt (und allgemein in der digitalen Gesellschaft) eine entscheidende Rolle: Quantencomputer haben die Fähigkeit, bestimmte Verschlüsselungsverfahren zu knacken, die heute unsere Kommunikation und Transaktionen schützen. Insbesondere das weit verbreitete RSA-Verfahren zur sicheren Datenübertragung wäre theoretisch von einem ausreichend großen Quantencomputer in vertretbarer Zeit zu entschlüsseln – etwas, was klassische Rechner praktisch unmöglich schaffen. Schon um 2025 ist diese Bedrohung bekannt, auch wenn noch kein Quantencomputer existiert, der RSA-2048 brechen könnte. Regierungen und Unternehmen bereiten sich jedoch darauf vor. Die US-Standardisierungsbehörde NIST empfiehlt, bis Anfang der 2030er-Jahre schrittweise auf „post-quanten“-Kryptographie umzustellen . Tatsächlich wurden 2022 neue Verschlüsselungsverfahren ausgewählt, die auch Quantum-Angriffen standhalten sollen. Bis 2035 dürfte dieser Übergang weitgehend abgeschlossen sein: Traditionelle Algorithmen wie RSA und ECC (elliptic-curve cryptography) werden dann in sicherheitskritischen Bereichen nicht mehr verwendet . Stattdessen kommen neue, quantum-sichere Methoden zum Einsatz. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie Quantencomputing nicht nur Chancen bietet, sondern auch Handlungsdruck: Unsere digitale Infrastruktur muss rechtzeitig auf die Ära vorbereitet werden, in der Quantencomputer alltäglich geworden sind. Gleichzeitig nutzen aber auch die „Guten“ die Quantenphysik für mehr Sicherheit – zum Beispiel durch Quantenkryptographie. Hier werden einzelne Lichtteilchen (Photonen) zur Übertragung von geheimen Schlüsseln verwendet. Der Clou: Versucht ein Abhörender, diese Photonensignale auszulesen, verändern sich die Quantenzustände und verraten den Lauschangriff. Solche quantenverschlüsselten Verbindungen wurden bereits in Städten wie Genf und Tokio erprobt, und es gibt sogar erste Quantenkommunikations-Satelliten. Bis 2035 könnte ein globales Quanten-Netzwerk entstehen, das hochsichere Kommunikation für Banken, Regierungen und vielleicht auch Privatpersonen ermöglicht – als Antwort auf die Rechenmacht der Quantencomputer.


Die gesellschaftlichen Auswirkungen all dieser Entwicklungen werden vielfältig sein. Zunächst entstehen neue Industriezweige und Berufsbilder rund um das Quantencomputing. Schon jetzt herrscht Mangel an Fachleuten, die sich mit Quantenphysik, Informatik und Ingenieurwesen zugleich auskennen – bis 2025 bleiben laut Prognosen weniger als die Hälfte der neu entstehenden Quanten-Jobs unbesetzt, weil entsprechend qualifizierte Experten fehlen. Dies wird Aus- und Weiterbildungssysteme vor Herausforderungen stellen, aber auch Chancen für nachrückende Generationen bieten. Möglicherweise werden Begriffe wie „Qubit“ oder „Quantenschaltkreis“ bis 2035 Teil des Allgemeinwissens, so wie heute jeder schon von Algorithmen oder neuronalen Netzen gehört hat. Für den Wirtschaftsstandort sind Länder im Vorteil, die früh in diese Technologie investieren – man spricht schon von einem Wettlauf ähnlich dem Raumfahrt-Wettbewerb im 20. Jahrhundert. Die EU, die USA, China und andere haben milliardenschwere Förderprogramme aufgelegt, um in der Quantenforschung führend zu sein. Für die Gesellschaft könnte dies bedeuten, dass technologische Souveränität neu definiert wird: Wer die stärksten Quantenrechner hat, könnte in bestimmten Bereichen (von Chemie bis Verteidigung) strategische Vorteile genießen. Daher fließt auch staatliches Geld in diese Entwicklung, was wiederum die zivile Nutzung fördert. Positiv gesehen werden Quantencomputer viele Alltagsdinge indirekt verbessern – sei es durch effizientere Logistik (weniger Staus, geringere Lieferkosten), bessere Medizin oder zuverlässigere Klimamodelle, die uns rechtzeitig vor Extremwetter warnen. Es können aber auch Umbrüche erfolgen, etwa wenn bestimmte Arbeitsprozesse durch quantumgestützte Optimierung automatisiert werden. Insgesamt erwarten die meisten Experten, dass Quantencomputing bis 2035 vor allem als Enabler wirkt, also als Ermöglicher für andere Bereiche, ohne selbst im Vordergrund zu stehen. Ähnlich wie das Internet heute in fast jedem Lebensbereich steckt, ohne dass man ständig daran denkt, werden Quantenrechner im Hintergrund viele Prozesse beschleunigen. Ihre Ankunft wird schrittweise erfolgen, sodass sich Gesellschaft und Wirtschaft anpassen können. Wichtig ist, dass frühzeitig auch ethische und sicherheitstechnische Fragen mitbedacht werden – etwa wer Zugang zu dieser mächtigen Technologie hat und wofür sie genutzt wird.


Ein besonders spannender Aspekt in den kommenden Jahren ist das Zusammenspiel von Quantencomputern und Künstlicher Intelligenz (KI). Beide Technologien befruchten sich gegenseitig und könnten zusammen für Durchbrüche sorgen, die heute noch Science-Fiction anmuten. Zum einen können Quantencomputer der KI enormen Schub verleihen: Moderne KI-Modelle wie neuronale Netze müssen mit riesigen Datenmengen trainiert werden, was Wochen dauern kann und enorme Rechenpower verschlingt. Quantum Computing könnte bestimmte Rechenschritte in diesem Training drastisch beschleunigen. Beispielsweise gibt es in der KI viele Optimierungsprobleme – man denke an das Feinjustieren von Millionen von Gewichten in einem neuronalen Netz, bis die Vorhersagen möglichst genau sind. Hier könnten Quantenalgorithmen eingesetzt werden, die viel effizienter zum optimalen Ergebnis finden als klassische Methoden. Einige Forschungsgruppen arbeiten bereits an „Quantum Machine Learning“, also Algorithmen, die Quantencomputer nutzen, um aus Daten Muster zu lernen. Gelingt es bis 2035, Quantenrechner mit ausreichend Qubits bereitzustellen, könnten bestimmte Machine-Learning-Aufgaben exponentiell schneller gelöst werden als heute. Das würde bedeuten, dass KI-Systeme viel schneller neues Wissen aus großen Daten ziehen können. Unternehmen wie IBM haben schon gezeigt, dass Quantencomputer etwa bei der Analyse von Moleküldaten helfen, KI-Modelle für die Pharmasuche zu verbessern . Allgemein erwarten Fachleute, dass Quantencomputing die Entwicklung von KI-Modellen beschleunigen und ihre Leistungsfähigkeit erhöhen kann. So könnte man sich etwa vorstellen, dass um 2030 erste großangelegte KI-Trainingsläufe auf Hybridcomputern stattfinden: klassische Supercomputer und Quantenbeschleuniger arbeiten Hand in Hand, um ein riesiges Sprachmodell oder eine Wettervorhersage-KI in Rekordzeit zu trainieren. Der Nutzen wäre eine KI, die genauer und schneller Vorhersagen trifft – sei es für personalisierte Medizin, für Finanzprognosen oder zur Steuerung von Robotern.


Zum anderen hilft KI aber auch den Quantencomputern. Die Steuerung und Fehlertoleranz eines Quantenprozessors ist extrem komplex. Hier kommen Machine-Learning-Methoden ins Spiel, um z.B. Fehlerkorrektur zu optimieren. Google DeepMind hat etwa gezeigt, dass man neuronale Netze einsetzen kann, um die Korrektur von Qubit-Fehlern zu verbessern – eine Aufgabe, bei der klassische Algorithmen an ihre Grenzen stoßen. Durch solche KI-Unterstützung laufen Quantencomputer stabiler und effizienter. Außerdem nutzen Forscher KI, um neue Quantenalgorithmen oder Materialkombinationen für Qubits zu entdecken. Man kann sich das wie zwei Partner vorstellen, die voneinander lernen: Die KI durchforstet den Raum möglicher Lösungswege oder Designs, und der Quantencomputer prüft besonders vielversprechende Kandidaten ultraschnell aus. Bis 2035 könnten so neuartige hybride Systeme entstehen, in denen Quanten- und KI-Module nahtlos zusammenarbeiten. Beispielsweise könnte ein autonomes Fahrzeug der Zukunft seine Routenplanung (eine Optimierungsaufgabe) an einen Quantenprozessor auslagern, während seine Bild- und Sensordaten von klassischen KI-Chips verarbeitet werden – beides integriert in einem System. Oder in der Wissenschaft könnten Simulationen, die selbst für Quantencomputer noch zu komplex sind, durch KI so vereinfacht werden, dass die quantenbeschleunigte Rechnung dann lösbar wird. Dieser gegenseitige Einfluss erhöht die Gesamtleistung des Systems. Man spricht hier manchmal vom „Quantum-AI-Ökosystem“. Für die künstliche Intelligenz bedeutet die Quantenentwicklung vor allem schnellere Datenverarbeitung und neue Algorithmen, die auf Quantenprinzipien beruhen. So könnten etwa neuartige KI-Modelle entstehen, die Quantenmechanik und neuronale Netze kombinieren – ein völlig neues Paradigma, an dem Forscher bereits theoretisch arbeiten. Und für die Quantenforschung bedeutet KI-Unterstützung, dass Fortschritte schneller erzielt werden: etwa durch automatisierte Experimente, bei denen eine KI tausende Konfigurationen ausprobiert, um die bestmögliche Einstellung für einen Quantenchip zu finden. Zusammenfassend wird deutlich, dass Quantencomputing und KI keine konkurrierenden, sondern komplementäre Zukunftstechnologien sind. Ihre Kombination könnte viele bislang unlösbare Probleme lösbar machen – von der Echtzeitanalyse riesiger Datenströme bis zur Entdeckung neuer physikalischer Effekte.


Insgesamt zeichnet sich also für den Zeitraum 2025 bis 2035 ein aufregendes Bild ab: Quantencomputing entwickelt sich von den ersten Grundlagen zu einer Schlüsseltechnologie, die in immer mehr Bereiche vordringt. Anfangs noch von Spezialisten und großen Firmen genutzt, werden Quantenrechner bis 2035 voraussichtlich hinter den Kulissen zahlreicher Branchen wirken – von Logistik und Verkehr über Pharma und Klimaforschung bis hin zu Finanzwesen und Kryptographie. Die Auswirkungen auf die Gesellschaft werden schrittweise spürbar: effizientere Prozesse, neue wissenschaftliche Entdeckungen und auch neue Herausforderungen, auf die wir uns einstellen müssen. Doch wie bei jeder Technologie gilt es, Chancen und Risiken abzuwägen. Wenn der Übergang verantwortungsvoll gestaltet wird, könnten Quantencomputer ein wichtiger Baustein sein, um einige der drängendsten Probleme unserer Zeit anzugehen – sei es durch optimierte Verkehrsflüsse in Megastädten, beschleunigte Entwicklung von Medikamenten oder intelligente Systeme zur Emissionsreduktion. Und in Symbiose mit der künstlichen Intelligenz eröffnet Quantencomputing Perspektiven für eine digitale Zukunft, in der Rechner Lösungen finden, von denen wir heute nur träumen können. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie schnell diese Vision Realität wird – verständlich ist jedoch schon jetzt, warum Quantencomputing als ein „Game Changer“ für das nächste Jahrzehnt gilt.



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