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Die KI-Wertschöpfung

Werden wir wieder Zuschauer oder gestalten wir aktiv unsere Zukunft?


Wie wir in Zukunft mit KI arbeiten, wird nicht nur unser Berufsleben und unsere Gesellschaft neu definieren, sondern zwingt uns auch dazu, die gesamte Wertschöpfung durch Künstliche Intelligenz zu verstehen und zu gestalten. Ähnlich wie bei fossilen Brennstoffen entstehen durch KI enorme Gewinne – aber nur für diejenigen, die über die notwendige Infrastruktur verfügen. Länder, die diese Infrastruktur nicht besitzen, stehen vor einer doppelten Herausforderung: Sie verlieren nicht nur ihre wirtschaftliche Souveränität, sondern auch einen erheblichen Teil ihrer Arbeitsleistung an KI-gesteuerte Systeme.


Das Industrieland stirbt und KI-Land übernimmt.
Das Industrieland stirbt und KI-Land übernimmt.

Ich habe mich schon lange mit diesem Thema beschäftigt, und je weiter die Zerstörung unserer Industrie und digitalen Wirtschaft in Europa voranschreitet, desto drängender wird die Frage, wie wir darauf reagieren. Deshalb werde ich mich ab sofort noch intensiver und öffentlich mit diesem Wandel auseinandersetzen. Neben #ArbeitenMitKI wird #KILand mein zweiter Fokus.


#KILand steht für die radikale Transformation eines Landes durch Künstliche Intelligenz – in allen Bereichen. Ich werde erforschen, was das in den nächsten zehn Jahren für uns bedeutet: sowohl, wenn wir diesen Wandel aktiv gestalten, als auch, wenn wir ihn einfach geschehen lassen.


Europa steht an einem entscheidenden Punkt. Während die USA und China längst KI-Technologien entwickeln, die ganze Wirtschaftszweige umkrempeln, diskutiert Europa vor allem über Regulierung – ohne eigene technologische Alternativen in der Hand zu haben. Das Muster ist bekannt: Schon beim Internet, beim Onlinehandel und bei Cloud-Diensten hat Europa die Wertschöpfungsketten aus der Hand gegeben. Jetzt droht mit KI dasselbe Schicksal, nur in einer noch weitreichenderen Dimension.


Die Abhängigkeit von amerikanischen Tech-Konzernen ist bereits tief verankert. Unternehmen in Europa nutzen KI-Modelle, die auf Servern von Microsoft, Google oder Amazon laufen, bezahlen für den Zugang zu Technologien, die in den USA entwickelt wurden, und liefern nebenbei noch wertvolle Daten, die die amerikanischen Modelle weiter verbessern. Das bedeutet, dass nicht nur Arbeitsplätze durch Automatisierung verschwinden, sondern auch die Gewinne aus der neuen KI-Ökonomie aus Europa abfließen. Der digitale Kolonialismus schreitet voran, und Europa sieht dabei zu.


Dabei gibt es durchaus eine Alternative. Ein eigenständiges, europäisches KI-Ökosystem wäre nicht nur wünschenswert, sondern notwendig, um wirtschaftlich und technologisch souverän zu bleiben. Dafür braucht es klare, mutige Entscheidungen. Europa müsste massiv in eigene KI-Modelle investieren, statt nur ethische Leitplanken für fremde Modelle zu setzen. Eine leistungsfähige Infrastruktur mit europäischen Rechenzentren, Cloud-Diensten und Open-Source-Alternativen ist unverzichtbar. KI-Forschung darf nicht länger in Universitäten versanden oder von US-Konzernen aufgekauft werden, sondern muss gezielt in wirtschaftliche Anwendungen überführt werden.


Die Realität ist jedoch ernüchternd. Während China Milliarden in KI-Entwicklung steckt und die USA ein innovatives, unternehmensgetriebenes Ökosystem aufgebaut haben, bleibt Europa in der politischen Abstimmung stecken. Man ist sich einig, dass KI wichtig ist, aber konkrete Maßnahmen folgen zu langsam oder sind zu halbherzig. Einzelne Initiativen wie Gaia-X oder europäische Supercomputer-Projekte sind ambitioniert, aber oft zu bürokratisch und schwerfällig.


Die Wertschöpfungskette in der KI-Ökonomie ist der entscheidende Hebel, der darüber bestimmt, ob ein Land oder eine Region von der Automatisierung profitiert oder von ihr wirtschaftlich geschwächt wird. Es geht dabei um weit mehr als nur technische Innovation – es geht um wirtschaftliche Kontrolle, soziale Stabilität und die Zukunft der Arbeitswelt.


Wenn wir von der Wertschöpfungskette der Künstlichen Intelligenz sprechen, meinen wir alle Stufen, die von der Entwicklung bis zur Anwendung einer KI-Technologie führen. Diese Kette beginnt bei der Forschung und der Entwicklung von Algorithmen, geht über das Training der Modelle auf großen Datenmengen, die Infrastruktur, die dafür nötig ist (Rechenzentren, Chips, Cloud-Plattformen), und endet bei den Anwendungen, die in Wirtschaft und Gesellschaft genutzt werden.


Wer diese Kette kontrolliert, bestimmt nicht nur, wer an KI verdient, sondern auch, wer von KI profitiert und wer von ihr verdrängt wird.


Das Problem ist, dass Europa in fast allen Schritten dieser Wertschöpfungskette in einer schwachen Position ist. Forschung findet zwar hier statt, aber die wichtigsten KI-Modelle werden von US-Konzernen entwickelt. Die Infrastruktur für KI-Training und -Betrieb liegt fast ausschließlich in den Händen von Amazon, Google und Microsoft. Selbst europäische Unternehmen, die KI nutzen, tun dies oft auf amerikanischen Cloud-Plattformen. Das bedeutet, dass die Gewinne aus der Automatisierung nicht in Europa bleiben, sondern in die USA oder nach China fließen, während hier vor allem die negativen Folgen – etwa Arbeitsplatzverluste durch Automatisierung – spürbar sind.


Die großen Herausforderungen der Zukunft – insbesondere die Arbeitslosigkeit durch Automatisierung – lassen sich nur lösen, wenn Europa eigene KI-Infrastruktur besitzt. Wenn wir die Wertschöpfung nicht hier behalten, wird der Wohlstand nicht aus der Automatisierung resultieren, sondern durch sie gefährdet.


Eine eigene KI-Infrastruktur würde es ermöglichen, die Produktivitätsgewinne durch Automatisierung gezielt in eine gerechte wirtschaftliche Transformation zu lenken. Statt dass die Gewinne aus KI in die Kassen weniger US- oder chinesischer Tech-Konzerne fließen, könnte Europa eigene Lösungen entwickeln, die Arbeitsplätze sichern, neue Berufsfelder schaffen und eine KI-gestützte Wirtschaft aufbauen, die nicht von externen Interessen abhängig ist.


Denkbare Modelle wären:

- Eine KI-basierte Wirtschaftsförderung, die automatisierte Wertschöpfung direkt in neue Innovationen und Beschäftigungsmodelle reinvestiert.

- Ein KI-gestütztes Grundeinkommen, das durch eine Steuer auf Automatisierung finanziert wird.

- Eigene europäische Plattformen für KI-Dienstleistungen, die Unternehmen und Verwaltungen nutzen können, ohne Daten und Wertschöpfung ins Ausland zu verlieren.


Wenn Europa weiterhin nur KI-Technologie importiert, aber keine eigene entwickelt, wird es nicht nur wirtschaftlich abgehängt, sondern verliert auch die Möglichkeit, die Zukunft der Arbeit aktiv zu gestalten. Eine eigene KI-Infrastruktur ist nicht nur eine Frage von Wirtschaft und Technologie – sie ist eine Frage des gesellschaftlichen Überlebens in einer automatisierten Welt.


Die Frage ist also nicht, ob Europa die technologische Souveränität in der KI verlieren wird – sondern ob wir bereit sind, endlich ernsthafte Maßnahmen zu ergreifen, um es zu verhindern. Die Zeit für Diskussionen ist vorbei. Jetzt braucht es entschlossene Investitionen, politische Geschwindigkeit und wirtschaftlichen Mut, um nicht erneut den Anschluss zu verlieren. Denn diesmal geht es nicht nur um eine Branche, sondern um die Basis der gesamten zukünftigen Wertschöpfung und die digitale Selbstbestimmung Europas.

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